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Fauna+Flora des Fichtelgebirges

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Eine Zeitreise durch die Erdgeschichte

Volles Haus beim BN in der Pfarrscheune Thierstein. Martin Füßl erklärt, warum die Landschaft des Fichtelgebirges so ist, wie sie ist.

02.12.2016

Eine große Resonanz fand der Bildungsabend des Bundes Naturschutz (BN) über die Geologie und Mineralogie des Fichtelgebirges in der Thiersteiner Pfarrscheune.

Martin Füßl, Autor und Referent: Geologieführer Fichtelgebirge

BN-Kreisvorsitzender Fred Terporten-Löhner freute sich über das „volle Haus“ und versprach einen spannenden Vortrag des Diplom-Geographen Martin Füßl aus Parkstein. Füßl ist Autor des Geologieführers „Fichtelgebirge – Sprudelnde Quellen und Meere aus Stein“ aus der Reihe Streifzüge durch die Erdgeschichte.

„Warum schaut das Fichtelgebirge so aus, wie es vor uns liegt?“

fragte der Referent in die Runde. Er nahm die Zuhörer, darunter auch Pfarrer Knut Meinel und etliche Pädagogen und Mineralogen aus der Region, mit auf eine spannende Zeitreise durch die Erdgeschichte des Fichtelgebirges. Im Zuge der Plattentektonik wandern die Kontinente über den Globus, stoßen zusammen und lassen Gebirge entstehen. Das Fichtelgebirge gehört, so Martin Füßl, zum sogenannten Grundgebirge, das in Nordostbayern durch die Fränkische Linie, eine tektonische Störungszone, vom westlich angrenzenden Deckgebirge beziehungsweise mesozoischen Vorland abgetrennt ist.

Als sehr altes Gebirge weist das Grundgebirge gerundete, sanftwellige Landschaftsformen auf. „Das Fichtelgebirge entstand vor 550 Millionen Jahren, da befand sich die Region noch am Südpol“, wusste Füßl zu berichten. Die ältesten Gesteine seien die Metamorphite der „Arzberger Serie“: Marmor, Gneise und Phyllite.

Im Zuge der sogenannte Variskischen Faltung, benannt nach der Stadt Hof Curia variscorum, sei das Fichtelgebirge vor 350 Millionen Jahren als Hochgebirge herauspräpariert worden. Vor 320 bis 290 Millionen Jahren drangen granitische Intrusivgesteine nach oben und erstarrten unter der Erdoberfläche zu den verschiedenartigen Graniten. Da befand sich das Fichtelgebirge gerade auf Höhe des Äquators. Den Anfang bildeten die Redwitzite vor 323 Millionen Jahren, die im Gegensatz zu den hellen Graniten dunkle Mineralien wie Biotit, Hornblende und Pyroxene aufweisen. Füßl zeigte sich erfreut, dass die Redwitzitböcke an der A93 bei Markredwitz erhalten worden sind.

Eldorado für Mineraliensammler

Ausführlich ging der Referent auf die Entstehung von Speckstein bei Göpfersgrün im Grenzbereich zwischen Granit und Marmor ein. Der hochwertige, völlig asbestfreie Steatit sei weltweit einmalig gewesen. Der Redner bedauerte, dass die Grube allein aus Wettbewerbsgründen „an die Wand gefahren“ wurde. Weltbekannt seien die Pseudomorphosen der Specksteingrube.

Füßl zeigte Quarzkristalle, Goldaggregate aus Goldkronach und Limonite aus Arzberg.Anschaulich führte der Referent den Prozess der Wollsackverwitterung vor Augen, wodurch die granitenen Felstürme und Blockmeere des granitene Hufeisens maßgeblich geprägt wurden. Füßl zeigte die Gipfelpartien von Nußhardt, Weißenstein und Luisenburg. Interessante Gebilde seien die Pseudokarren im Granit oder Strudellöcher im Gestein, wie sie im Wellertal zu finden sind. Das Fichtelgebirge sei ein Eldorado für Mineraliensammler, hob Füßl hervor. Stolz präsentierte er einen Topas aus dem Steinbruch Fuchsbau und einen seltenen Goyazit.

Vulkanismus im Fichtelgebirge

In besonderem Maße sei unsere Landschaft auch durch den tertiären Vulkanismus geprägt worden. Entlang der Klüfte des Egergrabens sind basaltische Magmen aufgestiegen und es entstanden die Basaltberge. Besonders bedeutsam seien der Parkstein und der Rauhe Kulm. Auch Thierstein stehe auf zwei Vulkanen. Bemerkenswert sei der Aufschluss beim Sportplatz mit den typischen secheckigen Basaltsäulen.

Letzter Schliff der Fichtelgebirgslandschaft

Den letzten Schliff habe die Fichtelgebirgslandschaft im jetzigen Quartär erhalten. Die Flüsse modellierten die Landschaft, Felsburgen stürzten ein und Granitblöcke rutschten auf den Fließerden die Hänge hinunter. Und es bildeten sich die charakteristischen Moore.  Mit einem Appell, den Wundern der Natur wieder mehr Achtung entgegenzubringen, schloss Martin Füßl seinen kompetenten Vortrag, der mit großem Applaus aufgenommen wurde.

Es folgte eine sehr rege Diskussion. Pfarrer Meinel fragte nach, wie Manganerze und Radon entstehen. Dieter Kammerer wollte den Vulkanismus des Rauhen Kulms erklärt wissen. Ein Teilnehmer fragte nach, wie die Hufeisenform des Fichtelgebirges entstanden sei, was Füßl allerdings nicht endgültig zu erklären vermochte.

Fichtelgebirge als Atomlager völlig ungeeignet

Reinhard Dengler fragte den Experten, ob das Fichtelgebirge für ein Endlager für Atommüll geeignet sei. „Nein“,so Füßls klare Antwort „der Fichtelgebirgsgranit ist viel zu klüftig und hat zu viele Wassereinschlüsse.“