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Eine Liebeserklärung an die Linde

Der Bund Naturschutz wirbt unter der herrlich blühenden Linde an seiner Geschäftsstelle dafür, wieder mehr dieser „wunderbaren Bäume“ zu pflanzen. Die Linde ist Symbolbaum des BN, die Winterlinde Baum des Jahres 2016.

 

30.06.2016

Idyll am Schlößlein, der Geschäftsstelle der BN-Kreisgruppe Wunsiedel

„In der Wiese vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum:
Ich träumt in seinem Schatten, so manchen süßen Traum.

Die stattliche, etwa 100-jährige Linde in der Wiese vor dem Anwesen Schlößlein leuchtet in der Sonne. Die gerade aufgeblühten Lindenblüten locken abertausende von Bienen, Schwebfliegen und Insekten an. Der gesamte Baum summt eine wohltönende Melodie. Die Lindenblüten versprühen einen wunderbaren Duft, wie Honig. Mit der Lindenblüte beginnt der Hochsommer. Anlass genug für den Bund Naturschutz, auf die Vorzüge der Linde hinzuweisen und dafür zu werben, wieder mehr Linden zu pflanzen. „Die Linde gehört in die Dörfer, in die Fluren und in die Wälder.“

Nutzen, Mythologische und symbolische Bedeutung der Linde

Für den Bund Naturschutz ist die Linde ein kraftvolles Symbol. Unsere heimischen Linden, die Sommerlinde und die Winterlinde, können über tausend Jahre alt werden. Für eine Linde hat der BN, der in seinem Verbandszeichen die Linde als Symbolbaum trägt, mit seinen jetzt gerade 103 Jahren noch ein jugendliches Alter.

Die Linde kann sich selbst verjüngen. Der im Alter mit Modererde gefüllte Stamm der Linde bildet im Inneren neue Wurzeln. Die wunderbar duftenden Blüten sind eine hervorragende Nektarquelle für die Bienen. Der Nektar wird auf den hohlen Kelchblättern abgeschieden und ist von Haaren überdeckt. In der Imkerei ist die Lindenblüte aufgrund des hohen Zuckergehalts ihres Nektars eine geschätzte Tracht.

Früher nutzte man die Blätter der Linde als Nahrung für Mensch und Haustiere sowie als Stalleinstreu und Tabakersatz. Aus Lindenbast wurden in alter Zeit Kleidung, Bogensehnen und Papier hergestellt. Die Fasern wurden zur Herstellung von Seilen, Wäscheleinen Bienenkörben und Matten genutzt. Das weiche Lindenholz eignet sich kaum als Brennholz, dagegen umso besser für Schnitz-, Tischler- und Drechslerarbeiten. Berühmte Altäre von Tilman Riemenschneider oder Veit Stoß sind aus Lindenholz.

Die Linde hat eine besondere mythologische Bedeutung. In vorchristlicher Zeit war sie Muttergöttinen wie der germanischen Frija zugeordnet. Die Linde erscheint häufig alsMarien-Baum. An Kapellen und Bildstöcken an Straßen wurden häufig Linden gepflanzt. Diese Ensembles sind Zeugnisse der Verbundenheit mit dem Göttlichen und der Natur.

Der liebliche und besänftigende Blütenduft hat wohl zu der Auffassung beigetragen, dass man unter den Linden stets die Wahrheit sagt. Noch in der Neuzeit wurde Gericht unter der Linde (sub tilia) gehalten. Unter Linden traf man sich zu Trauungen, Verträgen und Festen. Noch heute gibt es uralte Tanz- und Gerichtslinden.

Mit ihren herzförmigen Blättern ist die Linde auch der Baum der Liebe, der Geborgenheit und Heimat. Für den BN und seine Mitglieder ein Baum mit hoher Symbolkraft: inspirierend, leitend, mahnend.

Sommer- und Winterlinde

Unsere heimischen Lindenarten sind Sommerlinde (Tilia platyphyllos) und Winterlinde (Tilia cordata). Während die Sommerlinde als Begleitbaumart in Berg- und Schluchtwäldern vorkommt, stockt die Winterlinde in trockenen Eichen-Hainbuchenwäldern, in Lindenmischwäldern auf Kalk und Basalt sowie in der Hartholzaue.

Die Sommerlinde hat größere und weichere Blätter als die Winterlinde, unterseits behaarte Blätter und weißliche Haare in den Aderwinkeln. Sommer- und Winterlinden erreichen Wuchshöhen bis zu 40 Metern. Linden sind häufige Straßen- und Parkbäume und hervorragend geeignet als Haus- und Siedlungsbäume.

Der Aufenthalt unter den Linden schafft Ruhe und Entspannung. Besonders jetzt, wenn die Linden blühen und der gesamte Baum zu summen scheint. Im Sommer spenden Linden wie alle Laubbäume angenehmen Schatten, im Winter lassen sie das Sonnenlicht hindurch.

Wohltuend sind die getrockneten Blüten als schweißtreibender Heiltee bei Erkältung und Husten, Abwehr steigernd und vorbeugend gegen grippale Infekte. „So, jetzt wird erst einmal ein Lindentee mit Honig getrunken.“ So empfing uns unsere Oma, wenn wir mit roten Backen und kalten Füßen vom Skifahren heimkamen, erzählt Karl Paulus. Eine Linde kann bis zu 60.000 Blüten tragen.

(In Anlehnung an Gertrud Scherf, Baumportrait N&U 3-13).

Plädoyer für die Linde

Wir bitten die Bevölkerung und alle Planer öffentlichen und privaten Grüns, wieder mehr Laubbäume und besonders Linden zu pflanzen. „Anstatt Pinschergrün und Krüppelkoniferen.“ Eine Entwicklung, die Dieter Wieland in seinem Buch mit  Ausstellung „Grün kaputt“ bereits 1983 auf unnachahmliche Weise gegeißelt hat.

Der BN erinnert auch an das wunderbare Buch „Lindenzeit“ von Herbert Grabe und Hubert Weinzierl aus dem Jahr 1991.