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Baggern für die Artenvielfalt

Der Bund Naturschutz (BN) hat in den vergangenen Wochen ein groß angelegtes Naturschutzprojekt umgesetzt. In insgesamt 10 Biotopgrundstücken wurden 35 größere und kleinere Tümpel und Teiche mit einem Moorbagger gestaltet.

29.09.2016

Ausgangssituation für zahlreiche Baggermassnahmen an biotopen des bn-wunsiedel

„Der Schutz der Heimatnatur, die Bewahrung der Artenvielfalt, das sind die Wurzeln des Bundes Naturschutz“, so BN-Kreisvorsitzender Fred Terporten-Löhner. Der BN betreut im Landkreis Wunsiedel rund 50 Biotope. Darunter befinden sich auch viele Teiche und Kleingewässer, sprich Tümpel. Diese verändern sich im Laufe der Jahre. Sie verlanden und es bilden sich Gebüsche, wodurch wertvolle Lebensräume für gefährdeter Arten verloren gehen. Vor diesem Hintergrund hat der Bund Naturschutz heuer ein umfangreiches Biotopgestaltungsprojekt auf verbandseigenen Flächen mit einem großen Kettenbagger durchgeführt.

Baggern für die Natur

Die Baggermaßnahmen wurden im Spätsommer vom 15. August bis 24.Septemberausgeführt. Einsatzorte waren eine Flutmulde in Leuthenforst, ein Waldmoor bei Großwendern, Biotopteiche in Oberweißenbach, in Selb bei der Sommermühle und am  Vorwerk, ein ehemaliger Teich bei Höchstädt sowie drei Teichgrundstücke bei Thierstein und Pfannenstiel. „Wir haben insgesamt 33 größere und kleinere Tümpel neu gestaltet und wieder hergestellt und vier Biotopteiche teilweise entlandet“, erklärt der BN-Kreisgeschäftsführer Karl Paulus, der für die Planung und Bauleitung verantwortlich zeichnete. Rund 120 Arbeitsstunden hat er in das Projekt investiert. Das Projekt ist eine organisatorische Herausforderung gewesen. Der 17 Tonnen schwere Kettenbagger musste acht Mal mit einem Tieflader umgesetzt werden. Der Moorbagger ist rund 60 Stunden im Einsatz gewesen. „Baggerführer Uwe Sommerer hat hervorragende Arbeit geleistet“, lobt der BN-Geschäftsführer. Selbst als der Bagger bis über die Ketten im Sumpf steckte, hat er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Karl Paulus zeigte sich froh und dankbar, dass die komplexe Maßnahme aufgrund des trockenen Wetters bautechnisch optimal gelaufen ist. Denn bei nasser Witterung hätte man in einigen Moorflächen nicht baggern können und auf Wegen und Wiesen wären Flurschäden entstanden. Bei jeder Einzelmaßnahme musste eine ganze Checkliste abgearbeitet werden. Wichtige Aspekte waren unter anderem Zuläufe, Abläufe, Gehölze am Gewässer, Aushubmaterial, Grundstücksnachbarn und angrenzende Vertragsflächen.

Großer Beitrag für Artenvielfalt

BN-Chef FredTerporten-Löhner wertete die umfangreiche Baggermaßnahme als „großen Gewinn für die Artenvielfalt“. Wasser ist Leben, im Wasser ist das Leben entstanden. Biotopteiche und Tümpel haben eine enorme Strahlkraft auf die umgebende Landschaft. Eine ganze Reihe von Artengruppen profitieren von dem Projekt. Sämtliche Amphibien sind auf Wasser angewiesen. Gefährdete  Arten wie Kammolch, Moorfrosch und Knoblauchkröte profitieren von den neuen Tümpeln und Teichen. Im Waldmoor Großwendern sind 13 neue Tümpel angelegt worden, wodurch seltene Moorlibellen wie Nordische Moosjungfer, Große Moosjungfer und Torfmosaikjungfer überleben können. Wasser- und Sumpfvögel wie Stockente, Krickente, Bekassine, Rohrsänger, Teichhuhn und Wasserralle werden die neuen Gewässer besiedeln. Für Kleinfische, Muscheln und Sumpfschnecken entstehen neue Lebesräume. Auch Kleinsäuger und Fledermäuse  profitieren von dem Projekt. Nicht zuletzt entstehen Nahrungshabitate für Schwarzstorch und Weißstorch. An den Gewässern siedelt sich eine Vielzahl von Wasser- und Sumpfpflanzen an, auch seltene Arten wie Sumpfblutauge, Wasserschlauch, Moosbeere und Sonnentau.

Dank und Appell

„Unser Dank gilt all den Schulen, die uns bei unserer  jährlichen Sammelaktion tatkräftig unterstützen und solche Projekte erst ermöglichen“, so Fred Terporten-Löhner.  Ebenso bedankte sich der BN-Vorsitzende bei der unteren Naturschutzbehörde für die Unterstützung des Projekts und bei der Regierung von Oberfranken für die Förderung der wichtigen Artenschutzmaßnahme. Die Maßnahme werde zudem begleitet von mehreren Gehölzpflegemaßnahmen. Dabei geht es um die Auflichtung der Teiche und Tümpel, denn diese Gewässer sollten möglichst besonnt sein. Einige Maßnahmen stehen noch aus. Sie stehen im Oktober auf der Agenda des BN. Die Gesamtsumme des Projekts bezifferte Terporten-Löhner auf 12.000 Euro.

Der Bund Naturschutz appelliert abschließend an alle Grundbesitzer, die über geeignete Feuchtflächen verfügen. „Mit relativ geringem Aufwand können Sie einen Tümpel oder kleinen Teich gestalten und damit einen großen Beitrag für die Artenvielfalt leisten. Artenvielfalt ist Lebensqualität. Wir beraten sie gerne.“